Douglas Linton & the Plan Bs: "Gloryland"

(lindo 058)

 

Lust auf einen Road Trip durch die USA? Genau danach klingt Gloryland, das erste Album von Douglas Linton & The PlanBs – eine Reise tief ins Herz amerikanischer Musik mit einer Vielzahl an zwielichtigen Attraktionen am Straßenrand.

 

Am Beginn steht ein A capella Field-Recording des Traditionals ‚Gloryland‘, ein fast ätherischer Kontrapunkt zum nun folgenden, überaus weltlich klingenden Swamp-Blues ‚For Love or Money’: Der Drumbeat rumpelt wie ein altes Bourbonfass über den Eichenboden, es riecht nach Sägespänen und verschüttetem Lone Star Beer, und dem Hörer wird offenbar, dass die PlanBs nicht nur an metaphysischen, sondern auch an zutiefst säkularen Fragen interessiert sind. Der Plot wird von einem wild zusammengewürfelten Haufen aus Wüsteneremiten, korrupten Päpsten und Jitterbug-Tänzern bevölkert, und wir bekommen einen ersten Eindruck vom Humor und den assoziativen Freiheiten, mit denen der in Wien lebende, texanische Singer-Songwriter Douglas Linton seine archetypischen Erzählungen von Habgier, Verderben, Spiritualität, Liebe und Verlust ausstattet.

 

Die Musik auf Gloryland schöpft tief aus dem stilistischen Melting Pot, der für den Süden der USA so charakteristisch ist. Dort, irgendwo am Golf von Mexiko, scheint ihre Heimat verortbar zu sein, ob in einer kubanischen Bar in Miami oder einem Roadhouse in East Texas, ob in Begleitung einer fahrenden Abnormitätenschau oder eines kauzigen Erweckungspredigers. Vom Jump Blues (‚Watch Whatcha Doin‘) zum Honky Tonk (‚Bad Advice‘), vom Southern Soul (‚Off My Mind‘) zum vom karibischen Wind nordwärts getragenen ‚Since You’ve Been Gone‘ - die Musik bleibt ihren Quellen treu und klingt dennoch frisch, überraschend und kreativ. Die Songs der PlanBs zeichnet Witz, Charme und Nuancenreichtum aus.

 

Gloryland, das ist auch ein Getümmel wundersamer Figuren, wie jener des Erzählers in ‚Insomnia‘: Von seiner Geliebten verlassen, raubt ihm seine Schlaflosigkeit sogar noch das Vermögen von ihr zu träumen. Oder der Makler, der uns in ‚Drinks On Black Monday‘ seine persönliche Geschichte des Börsencrashs von 1987 erzählt und dessen Weltbild kaum in schärferem Kontrast zu jenem des Gospel-inspirierten ‚Train To Jordan’ stehen könnte. Wenn der Refrain anhebt, und Liebe als revolutionäre und transformative Kraft beschworen wird, hört man schon fast Pops Staples oder Van Morrison mit in den Chor einstimmen.

 

Zuletzt ein Abschied, der sich wie eine knappe Notiz auf einer Kühlschranktür liest (‚I just made some coffee/to take on the road/the pot should still be warm when you wake/but there’s no need to worry/I’m sure I’ll be fine/So I see you on the way). Der Song erlischt, indem sich seine Harmonien nach und nach von allen Fesseln befreien und in Luft auflösen, getragen vom Nachhall eines Streichquartetts.

 

Die Buntheit, der Charme und die Qualität dieses Debüts weisen auf eine Band hin, von der noch viel zu hören sein wird. Ihre Songs wirken wie die Souvenirs und Trophäen der alten Blues- und Balladenjäger, die ausgezogen waren, um die Vielfalt und die Wunder der Musik der Mississippi Hills oder der Bayous Louisianas auf Acetat zu bannen. Mit Gloryland wird der Hörer auf eine ähnliche Reise genommen, auf einen akustischen Road Trip der ganz besonderen Art.

 




Single "Since You've Been Gone" (out 01.05.2020)